Beinahe jeder Bankkunde hat mit seinem Bankinstitut die Möglichkeit einer begrenzten Überziehung des Kontos vereinbart, den so genanntenDispositionskredit, häufiger auch Dispokredit oder Dispo. Dadurch ist es einem Kunden in der Regel möglich, sein Konto um zwei bis drei Monatsgehälter zu überziehen.
Für eine solche Belastung des Kontos verlangt eine Bank dann aber einen Dispozins. Dieser wird variablen einem Referenzzinssatz, der das Marktniveau wiedergibt, angepasst. Ändert sich dieser Marktzins, wird daran der Dispozins angepasst. Für den Bankkunden, der sein Konto überzogen hat, bedeutet dass: Sinkt der Marktzinssatz nach unten, muss er weniger Zinsgebühr bezahlen – steigt er, steigt auch der Dispozinssatz. Diese variable Zinsanpassung wurde durch verschiedene Entscheidungen des Bundesgerichtshofs (BGH) eingeführt.
Wer darüber hinaus auch noch diesen vereinbarten Dispokredit überzieht, muss Überziehungszinsen mit noch höheren Prozentpunkten gegenüber dem Dispozins zahlen.
Bereits am 17.09.14 hat Stiftung Warentest in der Zeitschrift „Finanztest“ über die unverhältnismäßig hohen Dispozinsen verschiedener Banken berichtet. Auch wir haben darüber berichtet.
Laut Statistik muss jeder dritte Deutsche Dispozinsen, also eine „Strafgebühr“ für die Überziehung seines Kontos zahlen.¹ Doch bei der Höhe dieser Zinsen kommt es nicht selten vor, dass sich Bankinstitute zu ihren Gunsten verrechnen.
Falsche Zinsanpassung und verspätete Gutschrift von Überweisungen
Während der variable Dispozinssatz stets nach oben, an den Marktzinssatz angepasst wird, entfällt eine – für den Bankkunden positive – Korrektur im Falle eines niedrigen Marktzinssatzes. Weil die Salden auf den Konten quasi täglich schwanken, können solche Fälle oft nur von Experten berechnet und aufgezeigt werden.
Mitunter kommt es vor, dass Bankinstitute gar nicht einen Dispozins berechnen, sondern bei Überziehung des Kontos mit Überziehungszinsen, die noch höhere Prozentpunkte gegenüber dem Dispozins haben, rechnen.²
Tipp: Zeigt der Zinsbetrag eine unerwartete Höhe, prüfen Sie, ob ihr vereinbartes Überziehungslimit richtig berechnet wurde.
Ein Kunde entzieht sich diesen Strafzahlungen, wenn er sein Konto nicht im Minus führt. Bankinstitute überweisen daher Gutschriften, die ein Konto ausgleichen sollen, verspätet und berechnen Abbuchungen verfrüht, um den Zeitraum dieser Strafzinsen möglichst groß zuhalten.³